Küchengespräch: Die tödliche Kunst, die Philosophie und die Kunst zu leben

 

Küchengespräch mit Frank Taherkhani

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mit am Tisch: Julio und Steffi

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am 23. Mai von 20:00 bis 22:30 Uhr

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Mann zerzaust die Haare einer Frau durcheinanderIn unseren Küchengesprächen interviewen wir inspirierende Menschen, deren ungewöhnlicher Lebensweg, Ansichten oder Engagement wir als bereichernd für die Gesellschaft, die Kultur und ein gutes und gelingendes Leben betrachten.

Frank Taherkhani studierte Volkswirtschaftslehre, Germanistik und Philosophie, die beiden letzteren sogar erfolgreich. Nein, er fährt heute nicht Taxi, sondern verdient sein Geld mit den Fäusten: Mit seinen über 35 Jahren Erfahrung in verschiedenen Kampfstilen leitet er mehrere Kampfkunst-Schulen. Gemeinsam mit seiner Partnerin, mit der er praktisch orientierte Körpererfahrungs-Workshops in bisher zwölf Länder durchführte, gilt er in Europa als einflussreicher Pionier im Bereich des Playfighting (www.raufen.com). Doch das Philosophieren hat Frank nicht aufgegeben. Neben gelegentlichen Essays verfasst er seit 1998 philosophische Kurztexte (sog. Aphorismen), die in Zeitschriften und Anthologien erschienen. Auch als Seminarleiter spielt die Philosophie eine zentrale Rolle für ihn. Eine wichtige theoretische Basis seines Playfighting ist die philosophische Auseinandersetzung mit in unserer Gesellschaft etablierten, oft aber problematischen Konzepten rund um das Thema Körperlichkeit.

Das Thema unseres Küchengesprächs: Kann man mit der Philosophie mehr aus Kampfkunst herausholen als lediglich alberne Kung-Fu-Film-Plattitüden oder vermeintliche Weisheiten aus esoterischer Wohlfühl-Literatur? Wie kann eine überzeugende und zeitgemäße Verbindung von Kampfkunst und Philosophie aussehen?

Unter Philosophie versteht Frank dabei nicht bestimmte traditionelle, bisweilen auch spirituelle oder kosmische Weltanschauungen, wie sie gewöhnlich im Kontext der Kampfkünste genannt werden. Für ihn ist Philosophie vielmehr eine solide und kritische Begriffsforschung und Theoriewissenschaft, welche sich unter anderem auch mit Weltanschauungen befassen kann. Eine so verstandene Philosophie ist keine Lehre, die Wahrheit beansprucht, sondern ein methodisch-kritisches Nachdenken, das den Menschen zu Kompetenz im Umgang mit bestimmten Themen verhilft. Frank ist davon überzeugt, dass dieser Gegensatz von Weltanschauungen auf der einen Seite und Philosophie auf der anderen Seite, der sich anhand der Beschäftigung mit Kampfkunst sehr schön veranschaulichen lässt, fundamental ist. Für ihn ist er erkenntnistheoretisch, ethisch und gesellschaftlich von größter Wichtigkeit.

Franks These: Das Kritische der Philosophie kann eine Kampfkunst, die ja stets ein konzeptionelles Gebilde ist, signifikant verbessern helfen, sprich: wirkungsvoller machen. Gleichzeitig lässt sich in Kampfkünsten der Wert kritisch-prüfenden Denkens an einem handfesten Gegenstand vermitteln: Konzeptionelle Stärken oder Probleme einer Kampfkunst werden in der körperlichen Auseinandersetzung leicht zu ganz praktischen Stärken – oder Problemen. Als Beispiele können etwa das ca. 300 Jahre alte, aus China stammende WingTsun sowie Miyamoto Musashis (1584-1645) Schwertkunst dienen, welche er im Buch der fünf Ringe darstellt – einem der großen Klassiker japanischer Kampfkunst-Literatur. Beide zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht in sich geschlossen, sondern primär nach außen, also auf die Welt, gerichtet sind: Sie wurden dafür entwickelt, konzeptionelle Schwächen fremder Kampfstile auszunutzen.

In der griechischen-römischen Antike waren theoretisches Denken und philosophische Diskurse mit einer konkreten spezifischen Lebenspraxis der Menschen verbunden. Eine Verbindung, die in der professionellen Philosophie der Gegenwart nicht mehr besteht. Eine Verknüpfung von Philosophie und Kampfkunst, wie Frank sie betont, kann diese antike Tradition wieder aufgreifen. Doch damit ist keine Zukunftsvision der Philosophie gemeint, die es erst anzustreben gilt. Frank reflektiert eine bereits heute existierende und gelingende Praxis – z.B. sein eigener Umgang mit Kampfkunst.

Themen, auf die wir also in dem Küchengespräch einen etwas anderen Blick werfen, sind u. a.: Erkenntnis, Wissen, Sprache, Didaktik, Entwicklung, Gewalt, Sicherheit, Tradition, Moral, Körperlichkeit, Lebensethik – sowie Kampfkunst und Philosophie. Es wird genügend Raum für Eure Fragen geben. Wie immer gibt es etwas leckeres zu essen.

 

Mit am Tisch: Julio und Steffi.

Einlass: 19:30, Beginn: 20:00

Mitmachbeitrag: 16 EUR